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Vertikales Panorama, Paola

Walter Obholzer, Vertikales Panorama, Paola, 1989, Tempera auf Aluminium, 264 x 28 cm, Belveder ...
Vertikales Panorama, Paola
Walter Obholzer, Vertikales Panorama, Paola, 1989, Tempera auf Aluminium, 264 x 28 cm, Belveder ...
Walter Obholzer, Vertikales Panorama, Paola, 1989, Tempera auf Aluminium, 264 x 28 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9750
© Nachlass Walter Obholzer
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung1989
  • Künstler*in (1953 Ebbs – 2008 Wien)
  • ObjektartGemälde
  • Material/TechnikTempera auf Aluminium
  • Maße
    264 x 28 cm
  • SignaturWO 1008
  • Inventarnummer9750
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • CreditlineSchenkung Thaddaeus Ropac
  • Inventarzugang2008 Schenkung Thaddaeus Ropac, Salzburg
  • „In einer merkwürdigen Umrahmung ‚rahmt‘ das Kunstwerk in der Galerie die ganze Galerie und ihre Gesetze“, schriebt Brian O’Doherty in seinem berühmten Essay „In der weißen Zelle. Inside the White Cube.“ Diese merkwürdige Umrahmung ist es, die Walter Obholzer zum Thema seiner Arbeiten macht, wenn er die „Vertikalen Panoramen“, das sind schmale, hochformatige Tafelbilder, gemalt mit Tempera auf Aluminium, mit Stuckleisten umgibt. Zu sehen sind Ausschnitte von Ornamentfolgen, die gleichsam einem Musterbuch für Wanddekors entnommen zu sein scheinen. Bei den seriellen Anordnungen von Kreisen, Passformen, floralen und geometrischen Formen handelt es sich um Verweise auf unterschiedliche zeitliche und kulturelle Zusammenhänge, in denen diese Ornamente vorkommen, sei es als Wandmalerei in Fresco oder Sgraffito, als Scheinarchitektur und Groteskenmalerei oder in Form von Maß- und Flechtwerk, Rocaille oder Bandelwerk. Aus dem Kontext genommen, werden die ornamentalen Zeichen aber zu Markierungen für die kulturellen und räumlichen Verschiebungen, die die Wahrnehmung des Raumes und damit seine Konstruierbarkeit erfahren haben.

    Einhergehend mit dem Paradigmenwechsel des Raumes von der Hülle zum Akteur, wie er schließlich in der Minimal Art vollzogen worden ist, entwickelt sich eine facettenreiche Geschichte des White Cube, des weißen, auf wenige Parameter reduzierten Ausstellungsraumes. Auf die Hegemonie des White Cube reagiert Walter Obholzer , indem er am Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts beginnt, mit seinen Panoramen den Blick auf eine weiter gefasste Geschichtlichkeit zu öffnen. Im leeren Raum, der als Imaginationsraum für die Allgegenwart des Bilduniversums steht, werden mit den Ornamentleisten Malschichten gleichsam freigelegt. Man könnte meinen, dass die Bilder unter der weißen Hülle bereits da waren. Obholzer scheint die Panoramen zu verorten. Die ursprünglich im architektonischen Verband angelegte Wandmalerei hat sich mit der Entwicklung des Tafelbildes zusehends mobilisiert. In der Rückblende kommt dieser Verortung jedoch eine neue Aufgabe zu. So handelt es sich nicht um eine Wiedergewinnung traditioneller, identitätsstiftender Kategorien, vielmehr schärfen die Panoramen den Blick auf die Bedingungen des Raums und die Bedingungen der Lesbarkeit von Raum und Bild. Der Versuch, die Leserichtung vertikal anzulegen, richtet sich gegen die sukzessive Abfolge von Bildern, gegen das Nebeneinander, gegen eine filmische Ordnung der Dinge. Die Integration von Bild und weißer Wand kann dabei nicht im Sinne einer Wiederbelebung des Gesamtkunstwerks gesehen werden, in dem die unterschiedlichen Gattungen koexistieren und ineinandergreifen, sondern Walter Obholzer schafft mit seinen „Vertikalen Panoramen“ Schnitte, die sich als Referenzen auf historische Traditionen im Sinne einer Kritik verstehen. Die kritische Raumteilung betont eine Zeitlichkeit, die nicht vom Kontinuum, sondern von einer Streuung geprägt ist. Mit „Zaun“, einem Tafelbild, das die grobe Form eines Jägerzauns stilisiert, durchbricht Walter Obholzer jegliche Verdinglichung, indem er das Bild bloß an die Wand lehnt. Seine konkrete Form konterkariert er durch die lose Präsentation (Eva Maria Stadler, 5/2008)