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Otto Rudolf Schatz

Otto Rudolf Schatz, Ballonverkäufer (1. Teil eines Triptychons), 1931, Öl auf Leinwand, 190 × 1 ...
Otto Rudolf Schatz
Otto Rudolf Schatz, Ballonverkäufer (1. Teil eines Triptychons), 1931, Öl auf Leinwand, 190 × 1 ...
Otto Rudolf Schatz, Ballonverkäufer (1. Teil eines Triptychons), 1931, Öl auf Leinwand, 190 × 110 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 8680
© Bildrecht, Wien 2024
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
    1900 Wien – 1961 Wien
    SterbeortWien, Wien, Österreich, Europa
    GeburtsortWien, Wien, Österreich, Europa

    Otto Rudolf Schatz, Pseudonym: Sindelar, O. Cervenka, war ein österreichischer Maler, Grafiker und Bühnenbildner. In den Jahren von 1915 bis 1918 sowie 1918/19 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Wien bei Oskar Strnad und Franz Čižek. Im Ersten Weltkrieg leistete er Kriegsdienst in der Ukraine und kehrte, geprägt durch die Lebenswelt der Vagabondage, als Pazifist zurück. Die eigentümliche Poetik dieser Wanderbewegung bewirkte die Verbreitung sozialutopischen, anarchistischen Gedankenguts. An der Schnittstelle zur Literatur schuf er unter dem Eindruck ungarischer Exilkünstler in Wien wie Béla Uitz, Lajos Kássak und János Máttis-Teutsch expressionistische Malerei und Grafik.

    Von 1921 bis 1924 wurde er durch die Galerie von Max Hevesi in Wien vertreten, der Grafikeditionen herausgab, u. a. die Zeitschrift „Ver“, die Mappe „Offenbarung Johannis“ und die Folge „Wanderer“. 1923 erfolgte eine Ausstellungsbeteiligung von Schatz mit dem Hagenbund in der Galerie Helikon in Budapest. Der Thyrsos Verlag publizierte eine Mappe mit zwölf Holzschnitten und einem Vorwort von Erica Tietze-Conrat. Ab 1922 arbeitete Schatz mit Arthur Roessler an Buchprojekten im Avalun Verlag, darunter „Der Ackermann aus Böhmen“ von Johannes von Saaz und „Die Stimmung der Gotik“. 1923 zeigte er in der Wiener Secession die Folge zu Christian Morgensterns „Galgenliedern“, ab diesem Jahr hatte er einen Vertrag mit der Neuen Galerie Wien von Otto Nirenstein, in der 1924 eine Personale gezeigt wurde und deren Räume er für den Weihnachtsmarkt im selben Jahr mit Wandmalereien gestaltete. Ab 1924 malte Schatz neusachlich-konstruktive Motive der Arbeiterkultur und Industriedarstellungen.

    Von 1925 bis 1933 arbeitete er im Stil der Neuen Sachlichkeit. Er beteiligte sich u. a. mit dem Gemälde „Bahnhof“ (1923) an einer Ausstellung der Kunstschau und zählte zum Freundeskreis um Erich Franz Leischner, Franz Schacherl, Ernst Fischer und Josef Luitpold (Stern), dessen bei der Büchergilde Gutenberg erscheinende Werke er illustrierte, darunter „Die neue Stadt“ und „Die Rückkehr des Prometheus“ (beide 1927). Er schuf Illustrationen für die „Arbeiter-Zeitung“ und den Strom Verlag (Stefan Zweig, Jack London u. a.) sowie für den posthum publizierten Band „Stimme der Arbeit“ von Ernst Preczang. Im Auftrag der Sozialdemokratischen Kunststelle malte er Fresken in der Arbeiterhochschule (1926) und der Arbeiterbibliothek Sandleiten. 1929 entwarf er Bühnenbilder, auch gemeinsam mit Franz Schacherl. Von 1923 bis 1938 beteiligte er sich an Ausstellungen des Hagenbunds, ab 1928 als Mitglied. Dort zeigte er Hauptwerke neusachlicher, epischer Malerei mit sozialkritischem Inhalt in der Trilogie „Badende/Mondfrauen“ (1930), „Schaustellung/Praterbude“ (1930) und „Ballonverkäufer“ (1931). Auch das Gemälde „Artisten / Die Hoffnung“ (1930) ist diesem Themenkreis zuzuordnen, jedoch konnte eine Ausstellung im Hagenbund bislang nicht nachgewiesen werden.

    Nach Februarkämpfen 1934 floh Schatz aus Wien und lebte zeitweise in Brno/Brünn und im Salzkammergut. Auf Reisen mit seiner jüdischen Ehefrau widmete er sich der Landschaftsmalerei. 1937 malte er New-York-Ansichten in abstrahierend-modernistischem Stil, die er dort in der Artists’ Gallery zeigte. Unter erheblichem Presseecho präsentierte er diese anschließend in der Ausstellung „New York. Reisebilder“ in der Neuen Galerie in Wien. Er beteiligte sich 1937 an der „Hagenbundausstellung“ in Brüssel, im selben Jahr wurde eine Kollektion seiner New-York-Bilder im Hagenbund in Wien gezeigt. In den „Hausbüchern“, den künstlerisch gestalteten Gästebüchern Franz Schacherls und Erich Franz Leischners, hinterließ Schatz zeitkritische Grafiken zum politischen Widerstand. 1938 erhielt er Arbeits- und Ausstellungsverbot, ab 1941 lebte er in Prag, wo er Landschaftsminiaturen malte. Als oft nur wenige Quadratzentimeter große Wiedergaben tiefenräumlicher Landschaftsprospekte des Alpenraums sind die Bilder dieser Serie, in denen er das Motiv der Weltlandschaft der Niederländer unter dem Eindruck der eigenen, autobiografischen Marginalisierung als Künstler revidierte, herausragende Werke der Exilkunst. 1944 wurde Schatz verhaftet und in der Folge in verschiedenen Arbeitslagern und im Konzentrationslager Gräditz interniert. In einer gezeichneten Bilderserie stellte er Szenen des Lageralltags und den Naziterror dar. Im November 1945 kehrte er aus Prag nach Wien zurück.

    Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schatz von Kulturstadtrat Viktor Matejka gefördert und begleitete malerisch den Wiederaufbau („Blick auf den Stephansdom vom ersten Wiener Hochhaus“, um 1955). Er erhielt Aufträge für Fresken, gewann 1951 den Wettbewerb für die Gestaltung eines Mosaiks im Westbahnhof, das nicht realisiert wurde, und malte 1953 Szenen zum Wiederaufbau des Druckerei- und Zeitungswesens für die Druckerei Waldheim Eberle. Außerdem entwarf er Sgraffiti und Mosaike für Wiener Gemeindebauten, z. B. „100.000 neue Wiener Gemeindewohnungen“ (1955–57) für die Wohnhausanlage Franz-Novy-Hof in Wien-Ottakring.

    Seine Werke befinden sich in der Albertina, im Belvedere, im Wien Museum, im Leopold Museum und im MUSA, der Kunstsammlung der Kulturabteilung der Stadt Wien, außerdem in den Landessammlungen Niederösterreich in Sankt Pölten und im Museum Moderner Kunst Wörlen in Passau.

    Verwendete Literatur:

    Cabuk, Cornelia: Otto Rudolf Schatz. Monografie und Werkverzeichnis, hrsg. v. Stella Rollig u. Christian Huemer, Wien 2018 (Belvedere Werkverzeichnisse, 7), Wien 2018, https://werkverzeichnisse.belvedere.at/groups/otto-rudolf-schatz/results (zuletzt besucht am 26.5.2021)

    [Cornelia Cabuk, 2021]