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Kommunikationsmöbel

Christine und Irene Hohenbüchler, Kommunikationsmöbel, 1997, Holz (bemalt), Mischtechnik, je: 2 ...
Kommunikationsmöbel
Christine und Irene Hohenbüchler, Kommunikationsmöbel, 1997, Holz (bemalt), Mischtechnik, je: 2 ...
Christine und Irene Hohenbüchler, Kommunikationsmöbel, 1997, Holz (bemalt), Mischtechnik, je: 210 x 40 x 114 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9510
© Bildrecht, Wien 2024
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung1997
  • Künstler*in (geboren 1964 in Wien)
    Künstler*in (geboren 1964 in Wien)
  • ObjektartInstallation
  • Material/Technik3 Möbelstücke, Ahornholz lasiert, mixed media
  • Maße
    je: 210 x 40 x 114 cm
  • SignaturUnbezeichnet
  • Inventarnummer9510
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Inventarzugang1998 Ankauf Galerie Martin Janda / Raum aktueller Kunst, Wien
  • Was bedeutet künstlerisches Arbeiten? Wer ist Künstlerin, wer Nutznießerin eines kreativen Austauschs, und wie ergeben sich dadurch offene Handlungsfelder? Das sind Fragen, um die viele Arbeiten des Zwillings- und Künstlerinnenpaares Hohenbüchler kreisen. So entstanden die „Kommunikationsmöbel“ als Teil einer größeren Installation für die documenta X in Kassel in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung, die sich zu einer künstlerischen Werkstätte zusammengeschlossen hatten. Unter dem Label „Multiple Autorenschaft“ präsentierten die beiden Künstlerinnen die Ergebnisse der Kollaboration, die auf das Auslösen und Verstärken kreativer Prozesse abgezielt hatte. Die Möbel, als zeitlich stillgestelltes Ergebnis einer auf den Prozess gerichteten Arbeit, dienen nun einerseits als Ausstellungsdisplay für die Kleinplastiken, Texte und Bücher der Beteiligten. Andererseits sollen sie selbst kommunikative Situationen herbeiführen. Die Stühle nehmen zwar ästhetische Anleihen bei der Wiener Werkstätte, ihre Lehnen sind jedoch übertrieben hoch, die Sitzflächen voneinander abgewandt. Die Kommunikation erfolgt hier auf einer Metaebene, die zwischen Genres und Ideologien changiert.

    [Claudia Slanar, 09/2015]

    Die drei "Kommunikationsmöbel" waren Teil eines größeren Raumensembles bei der letzten Documenta in Kassel. Unter der Bezeichnung "multiple Autorenschaft" präsentieren die Zwillinge Hohenbüchler die Resultate von kollektiven Arbeiten mit Bewohnern einer Nervenheilanstalt. Möbel, Wandmalereien, Videos, Computerzeichnungen und Werkstücke verschiedenster Art wurden ausgestellt. Die Frage der Autorenschaft, die sich schon durch die Zusammenarbeit als Zwillings- und Künstlerpaar aufdrängt, gewann durch die Kooperation mit betreuten Menschen an verstärkter Relevanz. Die Geschwister arbeiten stets mit gesellschaftlichen Randgruppen, die Gefängnisinsassen, gehandicapten oder alten Menschen. All diese Gemeinschaftsprojekte zielen auf eine Intensivierung des Austausches und das Auslösen eines kreativen Prozesses. Nach eigenen Aussagen wollen die beiden spielerisch ermutigen und anregen.

    Weil es darum geht, zum Kommunizieren zu motivieren, wird die einmalige Handschrift, üblicherweise Kennzeichen künstlerischen Schöpfertums, in diesem Werkverständnis durch eine Vielfalt von offenen Blick- und Handlungsweisen ersetzt. Die multiple Autorenschaft misst dich an den Bezügen des Entstehungsvorgangs. Ihr Endprodukt ist lediglich die Fixierung eines Prozesses, und nur dann als gelungen zu betrachten, wenn das Werk als ein offenes und unabgeschlossenes Patchwork wahrgenommen wird. Die "Kommunikationsmöbel" sind demnach Ausstellungsdisplays eines abgelaufenen Erfahrungsgeschehens, sie repräsentieren aber auch selbst kommunikative Situationen. Am deutlichsten wird dies an dem Körperbezug der Möbel und an ihrem heterogenen ästhetischen Vokabular. Funktionalistische und konstruktivistische Aspekte – etwa die Sitzmöbel, die im Übrigen jenen der Wiener Werkstätte ähnlich sind . stehen dekorativen Accessoires in der Ästhetik der Art Brut gegenüber.

    [Thomas Trummer 2000, in: Österreichische Galerie Belvedere (Hrsg.), Jahresbericht Belvedere 1998/99, Wien 2000, S. 66-67]