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Biedermeier

Friedrich von Amerling, Die Lautenspielerin, 1838, Öl auf Leinwand, 99 x 82 cm, Belvedere, Wien ...

Biedermeier

Die historische Epoche des Biedermeier umfasst den Zeitraum zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und dem Revolutionsjahr 1848. Die Malerei, die dieser Epoche zugeordnet wird, reicht bis in die 1860er-Jahre hinein. Die Gemälde sind geprägt vom Streben nach einer wirklichkeitsgetreuen Schilderung des Gesehenen und werden deshalb als Biedermeier-Realismus bezeichnet. Die bedeutendsten Künstler dieser Zeit waren Ferdinand Georg Waldmüller, Josef Danhauser, Friedrich von Amerling, Peter Fendi, Michael Neder, Johann Baptist Reiter und Friedrich Gauermann.

Das Belvedere besitzt weltweit die umfangreichste und bedeutendste Sammlung von Werken aus der Epoche des Biedermeier. Ihre Anfänge beruhen auf dem Wunsch der Kaiser Franz II. (I.) und Ferdinand I., von jedem zeitgenössischen Künstler mindestens ein Werk zu erwerben. Dank dieser Veranlassung kann heute im Belvedere die Entwicklung der österreichischen Kunst in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts vorzüglich nachvollzogen werden.

In der Landschaftsmalerei suchten die Künstler beständig nach einer naturnahen, realistischen Darstellungsweise. Ferdinand Georg Waldmüllers Prater- und Salzkammergutansichten aus den 1830er-Jahren zeugen ebenso davon wie die Landschaft bei Miesenbach von Friedrich Gauermann oder die Salzburger Motive von Friedrich Loos.

Im Bereich der Porträtmalerei war man bestrebt, ein Gesamtbild des Menschen zu schaffen, man wollte den Porträtierten mit all seinen persönlichen Eigenheiten wiedergeben. Während Waldmüller den Menschen so realistisch wie möglich darstellen, von ihm sozusagen einen Schnappschuss liefern wollte, strebte Friedrich von Amerling danach, ein Gesamtbild der Erscheinung zu entwickeln, in dem auch die Gefühlswelt des Porträtierten erfasst wird. In diesem Sinne thematisierte er etwa im großformatigen Porträt "Rudolf von Arthaber und seine Kinder Rudolf, Emilie und Gustav" (1837) die Trauer um die verstorbene Ehefrau und Mutter.

Die Blumen- und Früchtemalerei gelangte in der Epoche des Biedermeier zu höchster malerischer Qualität und basierte auf fundierter wissenschaftlicher Beobachtung, wie zahlreiche Beispiele der Sammlung, darunter das großformatige Gemälde Jacquins Denkmal von Johann Knapp, deutlich machen.

Besondere Ausprägung erfuhr in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber die Genremalerei. Meist standen Episoden aus dem Alltag im Zentrum, zuweilen wurden auch aktuelle Ereignisse behandelt. Peter Fendi thematisierte etwa im "Mädchen vor dem Lotteriegewölbe" (1829) das florierende Geschäft mit dem Glücksspiel. Auch Selbsterlebtes wurde dokumentiert, wie der "Kutscherstreit" (1828) von Michael Neder zeigt. Josef Danhauser wiederum versetzte literarische Themen in die Gegenwart und verwies damit auf deren Zeitlosigkeit. So verwendete der Künstler das biblische Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus als Vorlage für sein Gemälde "Der reiche Prasser" (1836). In der "Klostersuppe" (1838) spann er die Geschichte fort: Der abgewiesene Bettler vergibt dem mittlerweile verarmten Prasser, indem er sein Brot mit ihm teilen will. ##

The Biedermeier era covers the period between the Congress of Vienna in 1814–15 and the revolution year of 1848. Yet paintings as late as the 1860s have been attributed to this epoch. The pictures are characterized by striving for a true-to-life representation of the visible world and are thus termed Biedermeier Realism. This period’s most important artists were Ferdinand Georg Waldmüller, Josef Danhauser, Friedrich von Amerling, Peter Fendi, Michael Neder, Johann Baptist Reiter, and Friedrich Gauermann.

The Belvedere owns the world’s most comprehensive and significant collection of works from the Biedermeier era. It originated from the wish of Emperor Franz II (I) and Ferdinand I to acquire at least one work by every contemporary artist. It is thanks to this endeavour that today one can superbly trace the development of Austrian art in the first decades of the nineteenth century.

In landscape painting artists were in constant quest for true-to-life realism. Ferdinand Georg Waldmüller’s views of the Prater park in Vienna and the Salzkammergut from the 1830s demonstrate these concerns, as does Landscape near Miesenbach by Friedrich Gauermann and the scenes from Salzburg by Friedrich Loos.

In portraiture the aim was to capture a complete image of the person, rendering sitters with all their individual idiosyncrasies. Whereas Waldmüller depicted people with maximum realism, as if presenting a “snapshot”, Friedrich von Amerling strove to create a complete image, in which the sitters’ emotions were captured as well. Thus, his large-scale portrait "Rudolf von Arthaber and his Children Rudolf, Emilie, and Gustav" (1837) addresses the family’s grief after losing their wife and mother.

In the Biedermeier era, flower and fruit painting excelled in painterly quality, supported by well-researched scientific observation. This is demonstrated by many examples in the collection, including the large-scale painting Jacquin’s Monument by Johann Knapp.

In the first half of the nineteenth century genre painting developed its own distinctive character. This usually focused on episodes from everyday life, occasionally tackling current events. Peter Fendi, for instance, addressed the thriving gambling industry in his painting "Girl at the Lottery" (1829). Artists’ own experiences were also documented, as the "Coach Drivers’ Quarrel" (1828) by Michael Neder reflects. Josef Danhauser, on the other hand, transported literary subjects into the present day, thus highlighting their timelessness. For example, the artist based his painting "The Rich Glutton" (1836) on the Biblical parable of the rich man and Lazarus. In his "Monastery Soup" (1838) he continued the story: the rebuffed beggar forgives the now poverty-stricken glutton by offering to share his bread with him.